Christina Wons: Weibliche Ejakulation
Biographie
Christina Wons arbeitet seit 1985 im Bereich Sexualtherapie. Aus ihrer Arbeit entwickelte sie die Kunstform der weiblichen Ejacrylate. Sie wurde 1953 in Essen geboren und wollte ursprünglich die Kunstakademie besuchen, entschied sich dann aber, Medizin zu studieren. Wichtige Impulse erhielt sie durch Ausbildung und langjährige Mitarbeit bei dem bekannten Sexualtherapeuten László Németh. Derzeit absolviert sie die Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie.
Ihre beiden Berufungen, mehr über Menschen zu wissen und zu malen, flossen zusammen in einer neuen Art Kunst, die auch die Wissenschaft mit einbezieht: den Ejacrylaten. Als Multimediale Aktionskünstlerin beteiligte sie sich Mitte der 90iger Jahre in Berlin u.a. an den Erotischen Tagen in der Kalkscheune, bei einer Ausstellung der Galerie Ars VIVENDI und einer Aktion des Erotischen Museums Hackesche Höfe zugunsten der Aidshilfe. Auf große Resonanz stieß die Aufführung ihrer Filme zur Entstehung der Ejacrylate in der TV-Sendung Wa(h)re Liebe von Lilo Wanders und bei TVRapido Eurotrash der BBC London.
Weniger positiv reagierte der Chefarzt einer forensischen Klinik in Niederbayern. Der Sexualtherapeut war sichtlich überfordert, nachdem er ihren Film gesehen hatte, und entließ Christina Wons mit den Worten: "so eine Schweinerei".
Unerwartet negativ reagierte auch die Frauenzeitschrift Emma, die eine Probe angefordert hatte. Anstatt, wie angekündigt,das Ejakulat zu untersuchen, schrieb Emma: " ... bitte schicke mir keine Körpersäfte mehr. Das Zeug stank unglaublich." Für Emma ist die weibliche Ejakulation bis heute kein Thema.
Christina Wons versteht ihre Arbeit als Mittel zur Provokation und als Anreiz zur Kommunikation. Sie war die Erste, die in Deutschland Ejakulationsworkshops durchführte und arbeitet seit 1995 kontinuierlich auf diesem Gebiet.
Ejacrylate, weibliche Markierungen mit colorierten Ergüsssen,
Mischtechnik aus weiblichem Ejakulat und Acryl in zweifarbigen Kombinationen auf Leinwand.
Weibliches Ejakulat besteht u.a. aus Pheromonen.
Das sind chemische Signale, Duftstoffe zum Anlocken geeigneter Sexualpartner und Sexualpartnerinnen.
Daher verwende ich den Begriff Markierungen.
Meine Bilder sind Körperabdrücke von Frauen, die das weibliche Ejakulat beinhalten.
Meine Kunst verstehe ich als Provokation, um auf die weibliche Ejakulation aufmerksam zu machen, sich mit dieser auseinanderzusetzen, darauf zu ragieren.
Meine Kunst verstehe ich als Anregung, um die Fähigkeit zur Ejakulation wiederzugewinnen und damit zu einer intensiven weiblichen Erlebnis- und Erregungsfähigkeit zu gelangen.
Meine Kunst verstehe ich als Ausdruck der Befreiung, um die seit Generationen anhaltende Diskriminierung weiblicher Sexualität zu beenden.
Bis Ende des 17. Jahrhunderts war die Ejakulation der Frauen Teil ihrer Sexualität. Das wissen wir aus zahlreichen Beschreibungen. Wenn es wissenschaftliche Diskussionen über dieses Phänomen gab, dann gingen sie lediglich um die Frage, ob nun das männliche oder weibliche Ejakulat die Zeugung bedingen.
Mit der Entwicklung des Mikroskops entdeckte man Ende des 17. Jahrhunderts das Spermium. Ab dieser Zeit war in Sachen Liebe, Sexualität und Fruchtbarkeit hauptsächlich der Inhalt des männlichen Ejakulats interessant. Das Interesse an der weiblichen Ejakulation nahm ab. Gleichzeitig nahm die männliche Zeugungsfähigkeit eine derart hohe Stellung bei Fragen der Sexualität ein, dass die weibliche Erlebnis- und Erregungsfähigkeit zunehmend unwichtig wurde.
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man zwar, dass die Fruchtbarkeit zur Hälfte jeweils männliche als auch weibliche Fähigkeiten und Ausstattungen bedingen. Aber die Moralvorstellungen der Kirche und die bereits seit Generationen anhaltende Diskriminierung der weiblichen Sexualität hatten dafür gesorgt, dass die Mehrheit der Frauen längst internalisiert hatten, kein eigenes Lustempfinden zu haben. Und die Kenntnis der weiblichen Ejakulation war völlig abhanden gekommen.
Erst in den 70iger Jahren des 20igsten Jahrhunderts wurde im Zuge der Frauenbewegung nicht nur der G-Punkt wiederentdeckt, sondern auch die weibliche Prostata und ihre Ejakulationsfähigkeit.
Heute befinden wir uns erneut in einem historischen Augenblick, denn die Wiederentdeckung der weiblichen Ejakulation ist noch jung, steht am Beginn einer völlig neuen Entwicklung, so dass die Frauen, die es wiedererlernen, Pionierinnen sind.
Im Rahmen der therapeutischen Arbeit als Ärztin bin ich daran interessiert, dass Frauen die Fähigkeit zur Ejakulation wiedergewinnen. Aus diesem Grunde biete ich seit längerer Zeit körperorientierte Workshops an. Diese bestehen aus einem theoretischen und aus einem praktischen Teil. Der theoretische Teil beinhaltet entwicklungs- und embryonalgeschichtliche sowie anatomische Informationen bzgl. der weiblichen Sexualität. Zudem werden entspannende Stimulationstechniken besprochen. Im praktischen Teil können die Teilnehmerinnen mit oder ohne Anleitung aktiv als auch passiv jeweils mit der Partnerin die Stimulation in entsprechend entspannter Atmosphäre erproben.
Wer Lust auf die Entdeckung dieser Fähigkeit bekommen hat, ist zu meinem Workshop herzlich eingeladen. (Es besteht kein Zwang zur praktischen Teilnahme!)
Maximale Teilnehmerinnenzahl: 20 (Women only)
Teilnahmegebühr: 10 Euro
Workshopsprache: deutsch/workshop language: German
Anmeldungen bitte an office@pornfilmfestivalberlin.de.