Isabelle McEwen
Biographie
Isabelle McEwen wurde in Montréal geboren. Nach dem Bachelor of Arts kam sie nach Deutschland, wo sie Opernregie studierte. Nach dem Studium assistierte sie bei dem Regisseur Jérôme Savary. Mit einer Gruppe, die sie gründete, inszenierte sie zeitgenössische Opern. Von 1989 bis 1998 arbeitete sie mit dem ungarischen Künstler Leonard Dax an experimentellen Kunst- und Raumprojekten. In den letzten Jahren widmete sie sich wieder eigenen Kunstprojekten, dabei ein Kunst- und Webprojekt, das Texte einer pornographischen Internet-Beziehung verarbeitet. Es ist in der gleichen Zeit eine Tanzperformance in Rotterdam entstanden und seit 2003 arbeitet sie an dem multimedialen Projekt HURE, aus dem eine Theaterperformance, ein Kurzfilm und eine Installation geboren wurden. Sie lebt und arbeitet in Hamburg. An der dortigen Universität schreibt sie eine Dissertation über feministische Pornographie und die Formen ihrer medialen Repräsentation.
Studium:
1983 Bachelor of Arts, Concordia University, Montréal , Canada
1989 Diplom Musiktheater-Regie, mit Auszeichnung, Hochschule für Musik und Theater/ Universität Hamburg
seit 2001 schreibt sie eine Dissertation an der Universität Hamburg (Medienkultur)
1986 - 1988 Assistenz beim französischen Regisseur Jérôme Savary in Deutschland (Hamburg) und in Österreich (Wien und Bregenzer Festspiele)
1989 - 1990 Lehrauftrag (Opernklasse) an der Musikhochschule Lübeck
Theaterarbeit (Oper):
1985 Bach, Kaffeekantate / Bauernkantate, Opera stabile (Hamburgische Staatsoper), Hamburg
1987 F. Poulenc, Les mamelles de Tirésias, Hochschule für Musik und Theater
1988 M. Ohana, Trois contes de l'honorable fleur, Opera stabile (Hamburgische Staatsoper), Hamburg und Hebbel Theater, Berlin
1989 M.-A. Turnage, Greek, Kampnagel, Hamburg
1990 E. Krenek, What price confidence? Hochschule für Musik, Lübeck
1991 W.-A.Mozart, Zauberflöte, Mitteldeutsches Landestheater, Wittenberg
1993 A. Toovey, Ubu, Opera stabile (Hamburgische Staatsoper), Hamburg
1993 T. Johnson, Vier-Ton-Oper, Stadttheater Gießen
1997 W. Siebert, Der Untergang der Titanic, Opernhaus Halle
Theaterarbeit (Performance):
1999 waiting for my turn to die, I'm sure I heard a laugh.., Dansateliers, Rotterdam
2003 Hure (damit keine Stille eintritt) (work-in progress), Festival feuer + flamme, Kampnagel, Hamburg
2005 HURE, Theaterperformance nach Nelly Arcan, Hamburger Sprechwerk, Hamburg
Visuelle Arbeit:
1989 - 1997 Zusammenarbeit mit Leonard Dax: experimentelle Kunstprojekte and Installationen
1999 untold stories, future lies, Soloausstellung, D'X Galerie, Hamburg
2000 Arbeiten gezeigt bei der 3. Hamburger Kulturbörse, Hamburg
2001 - 2004 e-sesso (noch nicht ausgestellt)
seit 2002 web art
Film:
"HURE", Kurzfilm, Weltpremiere beim Antimatter Underground Film Festival, Victoria, B.C., Canada
www.isabelle-mcewen.eu
Getriebene
Videoinstallation
Die Bilder der Installation sind Teil meiner Theaterperformance HURE, die Ende November in Berlin zu sehen sein wird. Ohne den dramaturgischen Kontext, den die Performance Ihnen bietet, wirken die Bilder abstrakter aber auch dringender. Die Aufnahmen sind im Laufe des Jahres 2005 entstanden. Es fing mit einer Annonce an, die ich in eine Stadtzeitung setzte: "Darsteller für Kunstporno gesucht", die sehr grosses Echo fand. Ein Teil der Faszination, die die Aufnahmen ausüben, liegt sicherlich darin, dass die Menschen auf den Bildern völlig "normale" Menschen sind, keine "schönen" Menschen und keine Pornodarsteller. Diese Menschen irritieren, das wollte ich so.
Mir ging es nicht darum, anzuturnen. Während bei den Aufnahmen die Frau soweit wie möglich unsichtbar bleibt, richtete ich meinen Blick auf die Männer. Die Begegnungen mit ihnen waren inszeniert, sie waren aber real. Ihre Lust war es auch. Der dokumentarische Aspekt war mir wichtig. Mich interessierte das Gesicht dieser Männer, mich interessierten ihre Augen, mich interessierte jeder Ausdruck von Lust. Es entsteht dabei ein Bild unserer Gesellschaft als Ganzes, das mir jenseits des Grotesken der Aufnahmen sehr real erscheint.
Einzeln betrachtet haben die Aufnahmen die Authentizität von home movies und die ästhetische Klarheit von inszenierten Bildern. Die Installation ist eine humorvolle Hommage an Rubens "Jüngstes Gericht". Ich meine dabei die Art und Weise, wie sich die Körper winden, durch den Schnitt ineinander verschachtelt sind und zu einem üppigen Bild verschmelzen. Auch die Blumen sind ein Teil der Inszenierung. Auch sie verweisen auf die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Sie sind hier der Ort, wo Schönheit noch weilt, wenn die Körper im Bild sie in Frage zu stellen drohen.
Menschlich und künstlerisch wichtig war die Rolle meines Kameramanns, ohne den diese Aufnahmen nie zustande gekommen wären. Ich brauchte seinen männlichen, schamlosen Blick, um mein Objekt zu beobachten. Ich wollte, dass die Kamera den Blick zurückwirft, den die Männer bei dem Dreh in die Kamera warfen. Der Blick von Männern verrät, dass sie schon lange Herrscher sind. Der Blick von Frauen ist oft verstohlener. Die Kamera fungiert hier als eine Art Katalysator der Lust, die sie gleichzeitig einfängt, die als solche - jenseits von üblichen Moralvorstellungen und ästhetischen Empfindlichkeiten - Thema dieser Arbeit ist. Ich widme sie den Männern, die sich auf das Spiel eingelassen haben.