Das Pornfilmfestival Berlin ist ein unabhängiges, nicht kommerzielles und ohne öffentliche Förderungen finanziertes Filmfestival rund um das Thema Sexualität, Politik, Feminismus, Genderdiversität, Post-Porn und Bodypolitics. 2006 gegründet ist es somit das erste seiner Art in Deutschland.
Im Festivalprogramm laufen im Schnitt 25 bis 30 Langfilme sowie ca. 100 Kurzfilme, die in unterschiedlichsten Themenblöcken Fragen zu Sexualmoral, Identitäten, Körpernormen, Moralvorstellungen in aller Welt und den künstlerisch-alternativem Umgang mit dem Genre Pornografie verhandeln. Von den im Durchschnitt 8000 erreichten Zuschauerinnen und Zuschauern sind etwas über die Hälfte weiblich, insgesamt ist das Publikum hetero-, homo- bi-, trans*, non-binär und queer gemischt und mit knapp 50% Besucher*innen aus aller Welt ungemein international. Das Filmfestival ist eingerahmt von Podiumsdiskussionen, Vorträgen, Lesungen, Workshops, Performances und vielen Diskussionen und Präsentationen rund um das Thema Sexualität heute. Die zahlreichen Festivals mit ähnlichem Fokus, die nach der Gründung des PFF Berlin in vielen Städten und Ländern entstanden, beweisen, dass ein Diskurs über einen empowernden Umgang mit Sexualität und Sexarbeit nach wie vor aktuell und eine Netzwerkarbeit, nicht nur für die Community wichtig sind.
Gegründet wurde das Festival von Filmemacher und -produzent Jürgen Brüning. Es wird ehrenamtlich von einem engagierten internationalem sechsköpfigen Team, bestehend aus Filmemacher*innen, Filmtheoretiker*innen, Filmproduzent*innen und Journalist*innen, in Berlin organisiert. Meist in der letzten Oktoberwoche findet das Festival im ältesten Kino Deutschlands, im Moviemento in Berlin-Kreuzberg sowie im Babylon Kreuzberg, statt.
Kuratorium
Constanza Godoy
Constanza Godoy (sie/ihr), geboren 1988 und aufgewachsen in Santiago de Chile. Produzentin, audiovisuelle Designerin, Voyeuristin und Migrantin. Sie war Filmemacherin an der Universidad de Chile und arbeitete während und nach des Studiums als Produktionsleiterin von verschiedenen Filmformaten bis 2011, wo Sie nach Deutschland für ein weiteres Studium einwanderte. Bevor Sie hauptberuflich in der Berliner Dokumentations-Film-Branche anfing, absolvierte Sie das Masterstudium in Literatur und Medien an der Universität Bamberg, wo Sie als Lektorin für das spanische Theater arbeitete. Daneben befasst Sie sich u.a. mit der Organisation von Filmfestivals und Kulturprojekten, auch im Zusammenhang mit Lateinamerika. Mit großem Interesse an queerfeministischen und kritischen Perspektiven aus dem globalen Süden wurde Sie 2018 Moderatorin des Pornfilmfestival Berlin und und seit 2022 Mitglied des Kurator:innenteams.
Erica Kwok
Erica Kwok Chung Yee ist eine unabhängige Filmemacherin und Drehbuchautorin aus Hongkong, die derzeit in Berlin lebt. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit Themen der asiatischen Weiblichkeit und der Beziehung zwischen Politik und Privatem. Sie glaubt an die befreiende Kraft der Fantasie durch Bilder und Erzählungen.
Ihre Filme wurden auf verschiedenen internationalen Filmfestivals ausgewählt und in akademischen Vorführprogrammen mit Schwerpunkt auf Asienwissenschaften an Institutionen wie der Humboldt-Universität zu Berlin, der Yale University (Imaginable Future: Hong Kong Film Screenings 2023), der University of Hong Kong, der Chinese University of Hong Kong und der University of British Columbia gezeigt.
Im September 2022 zog Erica nach Berlin, um die Geschichten der Menschen in Hongkong inmitten der Massenmigrationswelle zu dokumentieren. Sie gründete die Kulturplattform HK.Kino.Berlin, die Filmvorführungen mit Schwerpunkt auf unabhängigem Kino und Videokunst aus Hongkong kuratiert. In ihren persönlichen Arbeiten beschäftigt sie sich weiterhin mit der Schnittstelle zwischen persönlicher Identität, gesellschaftlichem Wandel und den Komplexitäten des Lebens in vertriebenen oder fragmentierten Gemeinschaften.
Jürgen Brüning
Jürgen Brüning (er/ihm), geboren 1958 im sonnigen Rheinland. Produzent, Filmemacher, Kurator. Diverse Filmproduktion u.a. mit Bruce LaBruce, Shu Lea Cheang, Cheryl Dunye, Thunska Pansiitivorakul. Mitgründer der schwulen Pornoproduktionen Cazzo Film, 1995 und Wurstfilm, 2003. Eigene Filmwerke u.a. „West fickt Ost“ (2001) und „Klappe“ (2022). Durchführung von Filmworkshops im Auftrag des Goethe Instituts u.a. in Manila und Jakarta. Mitglied des Kinokollektivs Eiszeit von 1981 bis 1988. Head of Film Department at Media Art Center Hallwalls in Buffalo, New York von 1988 bis 1990. Programmleitung des Kino Arsenals der Freunde der Deutschen Kinemathek, Berlin von 1990 bis 1994 . Programmmitarbeit beim Interfilm Film Festival Berlin von 1981 bis 1990, Mitgründer des lesbischen-schwulen Filmfestivals Berlin von 1993 bis 1995, Gründer des Pornfilmfestivals Berlin, 2006. Mitglied des Auswahlgremiums DokFilmfestival Leipzig 1995 bis 2005, Mitglied der Vorauswahl der Berlinale Sektion Panorama seit 1999. Filmgespräche bei der Berlinale in den Sektionen Forum und Panorama seit 1989.
KIKI Petersen
KIKI Petersen (er/ihm), geboren 1970. Seit 1992 Ton- und Kameramann bei diversen Film und TV Produktionen.1995–2001 Studium der sehr freien Kunst an der HBK Braunschweig bei Marina Abramovic und Birgit Hein, Mitgründer der Porno Produktion Cazzo Film 1995, dort und bei weiteren Pornoproduktionen viele Jahre als Kameramann tätig. Regie, Kamera und Schnitt für Musikvideos. Seit 2003 Filmemacher und Dozent für Dokumentar- und Experimentalfilm sowie „Visual & Media Anthropology“, diverse Workshops u.a. in Sao Paulo, Taipeh, Chongqing. Seit 2009 Moderator auf der Berlinale, für die er auch Katalogtexte verfasst. Kuratiert Filmprogramme für Musikfestivals (Sziget, Lollapalooza, Melt, Superbloom) und Filmfestivals, Panelist und Juror auf diversen Festivals. Die sechs von ihm produduzierten „Fucking Different“ Kompilationsfilme liefen auf der Berlinale und diversen Filmfestivals weltweit.
Lina Bembe
Lina Bembe ist eine preisgekrönte Pornodarstellerin und Regisseurin aus Berlin. Sie hat in einer Vielzahl von Pornofilmen mitgewirkt, von Mainstream-Produktionen bis hin zu verschiedenen Arten von „feministischen“ Filmen und DIY-Post-Pornos.
Neben ihrer Arbeit in der Pornoindustrie wird Lina häufig eingeladen, zu Themen wie Sexualaufklärung, Feminismus, Kultur und expliziter Sexualität zu schreiben, Vorträge zu halten oder Filmvorführungen zu kuratieren.
Manuela Kay
Manuela Kay (sie/ihr), Jahrgang 1964, geboren und aufgewachsen in West-Berlin. Journalistin, Publizistin, Verlegerin, Moderatorin. Feministische Butchlesbe mit Hang zu schwulem Mainstream-Porno. Hat frühe Filme über lesbischen Sex in diversen Teams gemacht wie „Du Darfst“ (1992), „Airport“ (1994), Co-Produzentin „Fucking Different XXX“ (2012). Co-Autorin von Büchern zu Sex und Film wie „Schöner Kommen“ (2000) und „Out im Kino“ (2003). Jurymitglied bei vielen internationalen Filmfestivals, kuratiert Filmprogramme für vornehmlich queere und erotische Filmprogramme und/oder Festivals. Mitarbeiterin der Internationalen Filmfestspiele Berlin, vormals Sektion Panorama/Teddy, seit 2020 im Guestmanagement Wettbewerb. Verlegerin der queeren Medien „Siegessäule“ und „L-MAG“. Podcasterin mit „Butchfunk“, Mitinitiatorin des Dyke* March Berlin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Walter Crasshole
Walter Crasshole (er/ihm) geboren 1982 im kalten Anchorage, USA. Studierte Journalismus und Film an der San Francisco State University von 2002 bis 2007. Chefredakteur des Campusmagazins der SFSU, veröffentlichte die allererste „Queer Issue“ mit Schwerpunkt auf die Pornoszene von San Francisco, 2007. Erste independent Pornperformance in Courtney Troubles „Roulette“, der 2009 beim Pornfilmfilmfestival Berlin als bester Spielfilm ausgezeichnet wurde. 10 Jahre lang Redakteur des Magazins „Exberliner“ mit Schwerpunkt auf queeren Themen und Filmen sowie Berichterstattung über das Pornfilmfestival Berlin von 2010 bis 2019. Leiter des Indie-Online-Pornomagazins „Dandy Dicks“ von 2015 bis 2017. Recherchen für Yony Leysers Dokumentarfilm „Queercore: How to Punk a Revolution“ und schließlich Co-Editor des gleichnamigen Buches, das bei PM Press in den USA erschienen ist im Jahr 2021. Seit 2016 Moderator beim Pornfilmfestival Berlin und seit 2022 Mitglied des Kurator:innenteams.
Festivalkoordinatorin
Paulita Pappel
Paulita Pappel (sie/they), geboren 1987 und aufgewachsen in Madrid. Produzentin, Regisseurin, Performer, Intimitätskoordinatorin, Entrepreneurin und Sexarbeiterin. Feministische Schlampe. Mitgründerin der Pornoplattform Lustery und des Hardcore-Filmstudios HardWerk. Hat in ihrem Doppelleben Spielfilme und Kunstfilme produziert, die international liefen und zum Teil mit Preisen ausgezeichnet wurden. Leiterin von Workshops zu den Themen Inklusion und ethische Produktionen u.a. bei der Berlinale. Ausgebildete Intimitätskoordinatorin für Mainstream-Filmproduktionen (Netflix, Amazon, „Tatort“ u.v.m.). Mitgründerin vom Berufsverband für die Pornoindustrie in Europa – Free Speech Coalition Europe. Authorin des Buchs “Pornpositive”.
Team
Kuratorium | Constanza Godoy, Erica Kwok, Jürgen Brüning, KIKI Petersen, Lina Bembe, Manuela Kay, Walter Crasshole |
Festivalkoordinatorin | Paulita Pappel |
Moderationen | Constanza Godoy, Jürgen Brüning, KIKI Petersen, Manuela Kay, Paulita Pappel, Walter Crasshole |
Programtexte | Constanza Godoy, Jürgen Brüning, Kai Hermann, KIKI Petersen, Manuela Kay, Paulita Pappel, Walter Crasshole |
Programkoordination | Lucky Ahornsteg |
Website | Arno Welzel |
Ursprüngliche Grafische Gestaltung | Moira Lam, Tim O’Leary |
Grafische Gestaltung | Vana Bašić (PLUMP) |
Gästekoordination und Akkreditierung | H. |
Pressekoordination | Walter Crasshole |
Social Media Management | Maria Maciejewska |
Adult Industry Forum Program | Lina Bembe & Paulita Pappel |
Festivalproduktionsassistenz | Labs & Zophi Mue |