In der schwulen Mythologie war kein Mensch so eine Ikone und ein solches Mysterium. Mit seinem Dutchboy-Haarschnitt, engen Polyester-Schlaghosen und sichtbarem Schwanz wurde Peter Berlin fast zu einer lebenden Tom of Finland-Zeichnung. Er benutzte Sex-Appeal, schlichte Schönheit und eine Distanziertheit, die ihn mehr zum Geschöpf der Mythologie machte als zum Sex-Objekt.
Geboren als Armin Hagen Freiherr von Hoyningen-Huene in Polen und aufgewachsen in Berlin, profitierte er von seinem Namen nicht nur, wo er aufgewachsen war, sondern auch von der Mystik der Stadt Berlin, und war vielleicht sogar seiner Zeit voraus. Als er Anfang der 1970er Jahre nach San Francisco zog, wurde er zum exotischen Deutschen für ein neugieriges, hungriges amerikanisches homosexuelles Publikum. Seine vorherige Karriere als Fotograf in seinem Heimatland bereitete ihn vielleicht auf sein sorgsam kuratiertes Image als libidinöses Gespenst im damals aufkeimenden schwulen Spielplatz von San Franciscos Castro-Viertel vor. Den Zeitgeist erfassend, arbeitete er mit seinem Freund Richard Abel (unter dem Pseudonym Ignatio Rutkowski) für seinen ersten Spielfilm NIGHTS IN BLACK LEATHER 1973 zusammen. Darauf folgte THAT BOY, der 1974 von Berlin selbst geschrieben, inszeniert und produziert wurde Im gleichen Zeitraum war er auch in mehreren Kurzfilmen zu sehen und zu sehen, von denen eine Auswahl beim diesjährigen Pornfilmfestival Berlin gezeigt wird.
Es war vielleicht wegen Berlins eigenem Sinn für Stil und Schönheit, dass er (bewusst) danach aus der Öffentlichkeit verschwand. Die Gay-Kultur spielte damals mit einem Standard, der teilweise von Berlin bestimmt war. Als er älter wurde und dem Standard nicht mehr gerecht wurde, trat er aus dem Rampenlicht. Danach hörte man nicht viel von ihm, obwohl er in San Francisco blieb. Das Interesse an der statuenhaften Blondine stieg wieder, als Regisseur Jim Tushinski mit Berlins Engagement THAT MAN: PETER BERLIN im Jahr 2005 veröffentlichte, der sowohl denen, die Berlin in den siebziger Jahren liebten, als auch einer jungen Generation, die nichts wusste von dem Mann auf den Fotos älterer schwuler Magazine. Erst in diesem Jahr kehrte Tushinski für PETER BERLIN CHRONICLES – FOURSOME zu Peter Berlin zurück, eine rein visuelle Reise nicht nur in die Welt von Berlin, sondern wie Berlin selbst die Welt sieht. Das Pornfilmfestival Berlin ist stolz darauf, einen Blick auf eine Figur zu werfen, die nicht nur die schwule Welt, sondern auch die erotische Bildwelt revolutionierte.