Erika Lust – 20 Jahre
Dieses Jahr sind es genau zwei Jahrzehnte, seit Erika Lust ihren ersten erotischen Kurzfilm drehte. Ihr Ziel war es, die enge Perspektive der Pornografie zu erweitern. 2004 beschloss Sie, die gesellschaftliche Wahrnehmung von Pornografie zu hinterfragen und ihre Macht zu nutzen, um patriarchalische Normen zu überwinden. Bis heute hat Erika Lust über 300 Erotikfilme produziert.
In den letzten 20 Jahren hat Erika Lust gezeigt, wie das Kino die sexuelle Fantasie beflügeln, Empathie fördern und die Wahrnehmung anderer prägen kann; wie die Darstellung auf der Leinwand Inklusion und Normalisierung im realen Leben fördern kann. Erikas Absicht war es von Anfang an, dass ihre Filme als wertvolle Referenzen und Katalysatoren für bedeutungsvolle Gespräche dienen und ein tieferes Verständnis für die Nuancen und Feinheiten menschlicher sexueller Erfahrungen fördern.
„Ich glaube, dass jeder Mensch Lust verdient, dass jeder Körper von Natur aus begehrenswert ist und seine bloße Existenz ein Grund zum Feiern ist. Ich glaube, dass Lust Macht ist und dass wir alle, indem wir Menschen unterschiedlichen Geschlechts, unterschiedlicher Sexualität, Hautfarbe, Größe und Alters beim Vergnügen zeigen, uns vorstellen können, unsere eigene Sexualität zu kontrollieren. Und es wagen, unsere Wünsche tiefer zu erforschen.“
Erika Lust
Seit der Produktion von „The Good Girl“ hat sich ERIKALUST zu einem Unternehmen entwickelt, das die Grenzen zwischen Porno und Kino verwischt, Geschlechternormen in Frage stellt, Künstlern eine Plattform für ihre Kreativität ohne die Einschränkungen datengesteuerter Algorithmen bietet und sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen, Sexualerziehung und Sexpositivität einsetzt.
2015 hielt Erika ihren wichtigen TEDx-Vortrag „It’s Time for Porn to Change“. Ihre Geschichte wurde in den Netflix-Dokumentarserien „Hot Girls Wanted: Turned On (Women on Top)“ unter der Regie von Rashida Jones und „Principles of Pleasure“ unter der Regie von Niharika Desai erzählt. 2019 wurde Erika von der BBC zu einer der 100 einflussreichsten Frauen des Jahres gekürt, und 2022 wurde ihre alternative Vision von Pornos in der New York Times und in der BBC Three & HULU-Serie „Planet Sex with Cara Delevingne“ vorgestellt.
Über die Vorführung
Im Rahmen des Pornfilmfestival Berlin veranstalten wir eine Retrospektive, die Erika Lusts Vermächtnis anhand einer kuratierten Auswahl ihrer einflussreichsten Filme würdigt. Dieses Programm spiegelt die Entwicklung ihrer Vision über zwei Jahrzehnte hinweg wider und zeigt, wie ihre Arbeit die Möglichkeiten des erotischen Kinos erweitert und die Tür zu einer inklusiveren und authentischeren Darstellung von Sexualität geöffnet hat.
Im Anschluss an die Vorführung wird Erika Lust persönlich mit dem Publikum zu einer ausführlichen Fragerunde zusammenkommen. Dies ist eine großartige Gelegenheit, Fragen direkt zu stellen, persönliche Einblicke zu erhalten und mehr über die Philosophie und Erfahrungen hinter ihrem Filmemachen zu erfahren. Der Austausch ermöglicht den Zuschauern nicht nur, ihr Verständnis der Filme zu vertiefen, sondern auch ein offenes, ehrliches und inspirierendes Gespräch über Sexualität, Kreativität und Repräsentation im Kino zu führen.
Diese Werke auf die große Leinwand zu bringen, ist an sich schon ein eindrucksvoller Akt: Es verwandelt das einsame Zuschauen in ein kollektives kulturelles Ereignis. Menschen unterschiedlicher Herkunft und Perspektiven sitzen gemeinsam im Kino und können die Emotionen, Ideen und Provokationen, die die Filme auslösen, teilen. Dieses Zusammensein schafft Raum für Dialog, Verbundenheit und Reflexion auf eine Weise, die sowohl spielerisch als auch zum Nachdenken anregt. So wird die Vorführung zu mehr als nur einer Vorführung – sie wird zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis, das Menschen einander näher bringt.
Unser kuratiertes Programm für das Berlin Porn Film Festival umfasst eine reiche Palette an Stilen und filmischen Erzählungen, die jeweils eine andere Facette der Lust erforschen. Weit davon entfernt, stilistisch einheitlich zu sein, decken die Filme Stimmungen ab – von verträumter mythologischer Allegorie bis hin zu witziger Erotik – und sorgen so für visuelle Abwechslung und emotionale Resonanz. Diese Vielfalt lädt die Zuschauer ein zu erleben, wie erotisches Kino als Medium des Geschichtenerzählens, der Verkörperung, der Fantasie, der Ideologie und der Intimität zugleich fungieren kann.
Zusammen veranschaulichen diese Werke, wie Erotik in Ton und Textur filmisch sein kann und uns dazu anregt, über Tropen hinauszudenken. Sie erschließen jeweils unterschiedliche Formen der Lust: mythische Verführung, performatives Flair, spielerische Laune und sinnlichen Realismus – und schaffen so ein Programm, das ebenso intellektuell anregend wie emotional fesselnd ist.
Filme
Down and dirty
(noch nicht veröffentlicht)
Von: Erika Lust
OV + engl. UT
Addis Fouché und Mia Stone glänzen in einem retro-inspirierten, lesbischen Film, in dem Lust herrlich chaotisch wird. Schlammschlachten, Femme-Dominanz und verspielte Spannung treffen auf rohe Intimität. Zwischen hartem Spiel und zarten Blicken steht die Begierde im Mittelpunkt. Das Ergebnis: ungefiltert, intim und wunderbar erotisch.
Siren Song
Von: Erika Lust
Mit: Ariana Van X & Edi Santos
2023, 16 Min, OV + engl. UT
Er spürt, wie das Meer ihn anzieht, während ihr Sirenengesang immer unwiderstehlicher wird. Er sehnt sich nach ihrer Umarmung und gibt sich ihr völlig hin: „Nimm mich, Sirene, ich gehöre dir.“ Dieser ätherische und erotische Film erweckt die alte Meerjungfrauenlegende zum Leben. Regie: Erika Lust, Darsteller: Ariana Van X & Edi Santos.
Madame Oh’s Shoeroom
Von: Erika Lust
2024, 37 Min., OV + engl. UT
Madame Oh, eine Domina mit einer atemberaubenden Schuhsammlung, herrscht mit Stilettos und hohen Stiefeln. Ihr Submissive entdeckt, dass Küssen und Lecken dieser Schuhe ein Akt der Hingabe ist. Jede Berührung vertieft ihre Bindung und erforscht die Grenzen der Lust. Ein luxuriöses Spiel mit Fetisch, Macht und Verlangen.
Sex Toy Story
Von/By: Erika Lust
2024, 21 Min., OV + engl. UT
Stehst du auf Sexspielzeuge? Lerne Bootie Fem kennen, eine*n junge*n Buttplug mit Gefühlen, Wünschen und treuen Gefährt*innen wie Rabbit und Miss Bi. Während ihre Herrin einen neuen Liebhaber hat und sie in der Schublade vergisst, sehnen sie sich nach vergangenen Momenten. Doch Bootie entdeckt: Echte Liebe kehrt immer zurück.
Dirty Martini
Von: Erika Lust
2023, 22 Min., OV + engl. UT
Hast du dich jemals gefragt, wie eine Orgie in den 60ern war? Unter der Regie von Erika Lust und basierend auf einem Geständnis von Cara D. erforscht Dirty Martini den Geist sexueller Befreiung. Der Film zeigt Lust, Selbstausdruck und Freiheit dieser Ära und gipfelt in einer atemberaubenden pansexuellen Orgie. Ob BDSM, Swinger oder Rollenspiel – Sexpartys sind vielfältig, doch immer frei von Druck.
